Irland
im Weltkrieg
(Geschrieben im Oktober 1915.)
Für
das Verhältnis zwischen England und Irland hat man in Deutschland
wenig Verständnis.
In Frankreich schimmert noch etwas wie eine Erinnerung an die Tage vor
mehr als hundert Jahren, da Irland erwartete, daß ihm die Freiheit
von den Küsten Galliens kommen würde; in Spanien lebt eine noch
ältere Erinnerung an das gemeinsame Ziel, das jenes Irland des sechszehnten
Jahrhunderts mit dem Reiche Philipps des II. gegen den gemeinsamen Feind,
gegen Elisabeth, einte.
Um aber in Deutschland ein Band zu finden, das es mit Irland verknüpft,
muß man zurückgehen bis in das früheste Mittelalter, da
irische Mönche und irische Kultur den Rheinlanden, Bayern und Franken
das brachten, was die Iren selber am meisten verehrten - die Lehre der
Kirche. Eine Erinnerung, die so weit zurück liegt, läßt
sich nicht leicht wieder ins Leben rufen.
Und in der Zwischenzeit ist um Irland herum ein festes System politischer,
wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Abschließung errichtet worden,
um es von jeder Berührung mit Europa auszuschließen. Gleichzeitig
wurde Europa von Irland "weggewarnt".
Die Großmachtspläne Englands forderten die völlige Aufsaugung
Irlands; um dies zu ermöglichen, war es notwendig, daß England
sein Opfer nicht nur langsam aussog, sondern es auch bei dieser Mahlzeit
noch verleumdete, damit nicht jemand Einblick in diesen Prozeß gewönne
und die Mahlzeit unterbräche. England schuf die Legende, Irland sei
ein armes, wertloses Land und die Bevölkerung sei träge, sittenlos
und zuchtlos.
An dieser Legende ist lange gewebt worden. Sie begann vor Jahrhunderten;
als England selbst noch ein katholisches Land war, überzog es Irland
mit Krieg, um die Iren zu "reformieren". Als England dann -
über Nacht - protestantisch wurde, griff es die Iren an, weil sie
zu gut katholisch waren.
So ist es mit allem gegangen, was Irland auszeichnete - England plünderte
stets im Interesse der Moral, und die Iren widersetzten sich dem, weil
sie Übeltäter waren.
Nachdem England das Land so gründlich ausgeplündert hatte, daß
dem Volk fast nichts mehr zu nehmen war als der gute Name, raubte es auch
diesen noch - genau so, wie es heute darnach strebt, dem deutschen Volke
seinen guten Namen zu rauben.
Anstatt ein armes und wertloses Land zu sein, ist Irland Morgen für
Morgen wahrscheinlich das reichste Land Europas. Der Boden ist außerordentlich
fruchtbar und bringt Ernten hervor, die den Ertrag aller Nachbarländer
übertreffen.
Ebenso ist es mit Rindvieh, Pferden und Schafen. Von Natur war Irland
reich, durch Menschen wurde es arm gemacht. Nicht als ob der Mensch hier
nicht arbeitete; der Ire arbeitete gut und produzierte viel. Aber ein
anderer Mensch mit einem organisierten System bewaffneter Räuberei
nahm Tag für Tag und Jahr für Jahr die Frucht seiner Arbeit,
und als der Räuber fett geworden war, zeigte er sein Opfer als einen
Landstreicher an.
England befolgte eine zweifache Politik: Erstens, das irische Volk zu
schwächen und loszuwerden und dafür das Land mit Engländern
zu besiedeln; und zweitens, die Bewohner Irlands, welches Blutes sie auch
waren, zu verderben, so daß sie aufhören sollten, Irland als
ihr Mutterland anzusehen, und England an seiner Stelle annähmen,
und so ihre Einwilligung gäben, daß der Reichtum Irlands zum
Nutzen Englands verwendet würde.
Um das erste - die Entvölkerung Irlands – durchzusetzen, wurden Jahrhunderte
hindurch Kriege und Blutbäder in Irland veranstaltet. Um das zweite
- die Ertötung des irischen Gedankens - zu vollenden, wurde das unehrlichste
und ehrloseste Regierungsystem eingesetzt, das ein Mensch je errichtet
hat.
Sein Ergebnis war die "Act of Union" von 1801, wodurch das souveräne
Parlament Irlands vernichtet und das sogenannte Reichsparlament in Westminster
errichtet wurde; hier hatten die Engländer eine Mehrheit von fünf
zu eins gegen die Iren.
Infolgedessen wurde die Politik der Ausplünderung, der Enteignung,
der Verleumdung des Charakters und der Zerstörung des gewerblichen
Lebens "legalisiert". Ja, es konnte sogar so dargestellt werden,
als geschähe dies mit Irlands Einwilligung, da das Parlament den
gesetzlichen Titel führte: "Von Großbritannien und Irland".
Diese Vereinigung der beiden Königreiche war, wie Lord Byron es ausdrückte,
die Vereinigung des Haifisches mit seiner Beute.
Zur Zeit dieser "Act of Union" (1800 bis 1801) war Irland im
Vergleich zu England und zu vielen europäischen Ländern ein
großer Staat. Seine Bevölkerung zählte nahezu 6000000,
während selbst England nicht mehr als 9000000 hatte.
Dublin, die Hauptstadt, war die zweite Stadt im britischen Reiche und
vielleicht die dritte oder viertgrößte Stadt Europas. Heute
ist sie unbekannt. Damals war es eine größere Stadt als Berlin,
Petersburg und möglicherweise selbst als Wien.
München hatte zu der Zeit wahrscheinlich 50000 Einwohner; Dublin
hatte eine Bevölkerung von über 200000, war mit einigen der
prächtigsten öffentlichen Gebäude geschmückt und hatte
die schönsten Straßen in Europa. Es entwickelte damals rasch
ein literarisches, musikalisches und künstlerisches Leben, das die
Leute von weither anlockte. Händels "Messias" wurde zuerst
in Dublin aufgeführt. Das gesellschaftliche Leben in der irischen
Hauptstadt übertraf an Höflichkeit, Fröhlichkeit, ja auch
an Prunk das von London und Paris.
Durch die "Act of Union" nahm dies alles ein Ende. Die irische
Aristokratie mußte ihre Wirksamkeit nach London verlegen und wurde
in wenigen Jahren verengländert.
Ihre Interessen wurden englische Interessen. Regierung und Parlament handelten
nur für sie und stets gegen das Interesse des Landes, das sie im
Stich gelassen hatten. Die Gesetzgebung ging darauf aus, den Stand dieser
abwesenden Grundbesitzer zu kräftigen, da ja ihre Einkünfte
nach England gingen, und zu gleicher Zeit das gewerbliche Leben des Landes
im Interesse der englischen Gewerbetreibenden zu schwächen. Ein Handelszweig
nach dem andern verschwand; eine Industrie nach der andern wurde von dem
"Schwesterlande" ausgesogen. Wollweberei, Baumwollspinnerei,
Tuchfabrikation, Messerschmiederei, Glasindustrie, Lederwaren, Möbeltischlerei,
Buchdruckerei und -Verlag, Schiffahrt und Schiffbau - alles, was ein aufblühendes
Gemeinwesen braucht, wurde in Irland unterdrückt und von England
zwangsweise eingeführt.
Irland wurde immer ärmer, England immer reicher. Und in dem Maße,
wie Handel und Industrie der irischen Aristokratie folgten, wuchs und
vermehrte sich das Volk im eigenen Lande und wurde erbarmungslos auf seine
Scholle zurückgetrieben, um auf ihr das nackte Leben zu fristen.
Im Jahre 1846 war die Bevölkerung, obwohl von ihr mehr nach Amerika
auswanderten, als von irgend einem anderen Lande, auf beinahe 9000000
angewachsen.
Die Insel, die wesentlich größer ist als Bayern, wäre
wohl imstande gewesen, eine noch größere Bevölkerung bequem
und reichlich zu ernähren, wenn sie eine Regierung gehabt hätte,
die sich um die Hilfsmittel des Landes und ihre Entwicklung hätten
kümmern sollen.
Im Jahre 1840 war Irlands englische Regierung ganz und gar darauf bedacht,
daß alle Erträge nach England gingen und daß sein irisches
Volk - anderswo Einginge: Zu Cromwell´s Zeit hieß das "zur
Hölle oder nach Connacht". In den Zeiten der jungen Königin
Viktoria gab es kein Connacht mehr. Der andere Bestimmungsort wurde mit
einem schönen Wort umschrieben. Eine "Hungersnot" entstand
im Lande; das Volk starb zu hunderttausenden vor Hunger, während
der Erdboden, den sie pflügten, aber nicht zu eigen hatten, in einem
Jahre für 20000000 £ (400000000 Mark) Nahrungsmittel zur Ausfuhr
nach England hervorbrachte. Wer in Irland arbeitete und hervorbrachte,
starb vor Hunger, während die Trägen und Nichtswürdigen
in einem anderen Lande sich an seiner Arbeit mästeten.
In den sechs Jahren von 1846 bis 1851 verlor Irland über 2000000
Leute, teils durch Hungersnot und Hungertyphus, teils durch die Flucht
nach Amerika.
In demselben Zeitabschnitt führte die Insel nicht weniger als für
100000000 £ nach England aus - Nahrungsmittel, Korn, Vieh und Vorräte.
Das war ein modernes Wunder, ein Bauernstand, "zu arm, um selbst
seine Toten zu begraben", ernährte aus dem Grab noch die Herzöge,
Grafen und Barone des Landes, die es in diesen schlechten Ruf gebracht
hatten.
Als die Zählung von 1851 zeigte, daß die irische Rasse über
den Atlantischen Ozean strömte, verkündete die "Times"
mit Freude, daß das Ziel von Jahrhunderten endlich in Sicht wäre.
"Die Iren haben sich gründlich aus dem Staube gemacht",
hieß es da, "ein irischer Katholik wird in den Ufern des Shannon
bald ebenso selten sein, wie ein Indianer an den Gestaden Manhattans."
Die Insel mit ihrem reichen Boden, ihren bequemen Häfen und vielen
Flüssen und Seen würde nun endlich in die Hände derer fallen,
die sie verdienten. Das irische Barbarentum sei auf den fruchtbarsten
Ebenen Europas verhungert. Als ein Stück reales Vermögen war
Irland auf dem englischen Gütermarkt von unschätzbarem Werte
- als eine Heimat seiner eingeborenen irischen Bewohner war es ein Dorn
im Auge und eine Pestbeule.
Seit der "Hungersnot" von 1846/49 ist die Politik der "Times"
mit wechselndem Erfolge beharrlich angewendet worden Das Volk wurde beständig
in die See getrieben. Die Volkszählung der Vereinigten Staaten zeigt,
daß unter je 10000 im Ausland geborenen Einwohnern der Vereinigten
Staaten etwa 4700 in Irland geboren sind.
Beinahe die Hälfte der gesamten Auswanderer nach der "neuen
Welt" stammte von einer kleinen europäischen Insel!
Gewiß eine Erscheinung, die ans Wunder grenzt. Aber die Iren waren
stets ein frommes Volk. Während man anderswo lau im Glauben war,
konnten die "Times" und ihre Anhänger auf ein Land deuten,
wo noch immer Wunder getan wurden - freilich auf Kosten derer, an denen
sie geschahen und mit einem hübschen Profit für die, die sie
taten.
Man geht nicht zu weit, wenn man sagt, daß England während
des letzten Jahrhunderts über 20 Milliarden Mark (über 1 000000000
£) aus Irlands Armut bezog, und daß es während derselben
Zeit etwa 3000000 Iren durch Gewalt oder Hunger dazu zwang, als Hörige
in seinen Bergwerken, Steinbrüchen, Eisengruben und Häfen zu
arbeiten oder durch "freiwillige Rekrutierung" seine Schlachten
zu schlagen.
Der ausgehungerte Ire wurde über See verfrachtet, um andere Völker
für England zu unterwerfen und frischen Raub heimzubringen, der dann
in einer großen Warenhausgesellschaft in Westminster angelegt wurde.
Der rechte Name für das britische Imperium ist "das britische
Emporium".
Gegen Ende des neunzehnten Jahrhunderts schien Englands irische Politik
abgeschlossen zu sein.
Die Iren "hätten sich gründlich aus dem Staube gemacht".
Die Bevölkerung war auf wenig mehr als 4000000 heruntergebracht,
und der fruchtbare Boden war in der Hauptsache der Viehzucht für
Englands Ernährung übergeben worden.
Irland war John Bullys Küchengarten geworden. Der Überrest der
Bevölkerung, sorgfältig entwaffnet, konnte nun ruhig mit der
Regierung "ihrer eigenen inneren Angelegenheiten" betraut werden.
Home Rule bedeutet in den Augen englischer Staatsmänner, daß
man den Iren das Bestimmungsrecht über ihre Straßen, ihre Gas-
und Wasserleitungen und dergleichen geben sollte, unter der Bedingung,
daß sie keine bewaffneten Streitkräfte haben dürften,
um diese armseligen Rechte zu schützen.
Home Rule gibt nicht die Macht, die zur Gründung von Industrien,
Handels- und Schiffahrtsunternehmungen und zum Verkehr mit andern Ländern
ermutigt.
Gerade in dem Jahre, das die Erhebung der Home Rule Bill zum Gesetz erleben
sollte, eignete sich etwas, das deutlich offenbart, welche dauernde Eifersucht
England gegen Irland hegt.
Im August 1913 brach die Cunard Company ihren öffentlichen Kontrakt
und befahl ihren großen Postdampfern, Queenstown nicht mehr anzulaufen.
Die englische Regierung erklärte sich außer Stande, die Cunard
Company zu zwingen, ihren Kontrakt einzuhalten.
Dementsprechend forderten einige weitblickende Iren eine deutsche Dampfschiffahrtsgesellschaft
auf, den irischen Hafen anzulaufen, und die Hamburg-Amerika-Linie nahm
die Aufforderung an.
Ein Hamburg-Boston-Dienst über Queenstown wurde in Aussicht genommen
und angekündigt.
Das erste Schiff der neuen Linie sollte im Januar 1914 Queenstown anlaufen.
Es kam nicht. Auch der nächste Dampfer des Fahrplanes kam nicht,
und nach kurzer Zeit wurde öffentlich angekündigt, daß
die Hamburg-Amerika-Linie auf ihrem Wege nach Boston nicht Queenstown,
sondern Southampton anliefe.
Die britische Regierung hatte sich mit dem Erfolge eingemischt, daß
Irland wiederum vom Festlande abgeschlossen, und daß eine freundliche
fremde Hand von den Gestaden des verbotenen Landes ferngehalten wurde.
Wenige Monate später kam der Krieg. Irland, das bisher ein Land von
"trägen, nichtsnutzigen Leuten" gewesen war, sah sich durch
Sir Edward Grey zu "dem einen glänzenden Punkte" des Weltreiches
befördert. In einer Nacht rückte es in die erste Reihe aller
der kleinen Nationalitäten, für die Großbritannien das
Schwert gezogen hatte und von denen man nun erwartete, daß auch
sie gewiß ihr Schwert für Großbritannien ziehen würden.
In dem Augenblick, wo der Krieg gegen Deutschland begonnen war, wurden
die Iren (die Verbrecher waren, wenn sie versuchten, sich in ihrem eigenen
Interesse zu bewaffnen) "Helden", unter der Bedingung, daß
sie nach Flandern gingen, um für John Bullys Interessen zu kämpfen.
"Ich hoffe, sagte Lord Crewe, als die Home Rule Bill das Oberhaus
passierte, "daß nun die Iren herdenweise zu den Fahnen strömen
werden".
Das taten sie nicht. Der eine helle Punkt blieb hartnäckigerweise
dunkel.
Statt der dreihunderttausend Mann, die die englische Presse als den Preis
für Home Rule verlangt hatte, sandte Irland nur die Landstreicher,
aus denen in früheren Jahren seine Gesamtbevölkerung bestehen
sollte.
Mr. Redmond, Kardinal Mercier, "belgische Greuel" und der übrige
Mechanismus, der die Iren in den Krieg führen sollte, konnten die
Maschine nicht in Gang bringen.
Fabriken wurden geschlossen, damit die Arbeiter durch Hunger in die Armee
getrieben würden. Aber die große Masse der Iren lehnte es hartnäckig
ab, sich dazu bewegen zu lassen.
Mr. Redmond behauptete kürzlich, daß 120000 Iren an der Front
ständen.
Die Angabe war unwahr.
Die Rekruten, die Mr. Redmond zusammenrechnete, waren zum großen
Teil überhaupt keine Iren, und Tausende von ihnen kamen aus England
und Schottland.
Große Mengen von Reservisten, Männer, die bereits der Armee
angehört hatten, wurden durch das Gesetz gezwungen, wieder zu den
Fahnen zu gehen.
Selbst wenn man diese mitzählt und alle Methoden der Schmeichelei
und der Drohungen berücksichtigt, hat Irland im ersten Kriegsjahre
nur einige 85000 Mann aufgebracht.
Die "Times" bemerkte am 23. Juli 1915 entrüstet, daß
es noch "660 000 Mann im militärpflichtigen Alter in Irland
gäbe, die man noch nicht angerührt hätte."
Sie war dafür, daß die Regierung Schritte täte, um diesen
Vorrat an menschlichem Rohmaterial für die größte der
englischen Industrien zu sichern - für die Niederlegung Deutschlands.
Die Aushebung wurde das Lieblingsthema eines großen Teiles der britischen
Presse. Wenn die Iren sich an dem Angriffe auf Deutschland nicht beteiligten,
würde "man sie holen".
Die Aushebung hängt noch in der Schwebe. Man sagt uns, wenn der jetzige
Versuch, freiwillig Rekruten aufzubringen, mißlingt, dann müßte
die Aushebung kommen. Laßt sie kommen.
Man sagt uns, Kanada könne bei Beginn des neuen Jahres 250000 Mann
an die Front schicken. Ich bin stolz darauf, daß Irland nichts der
Art tun wird.
Wenn die Aushebung gesetzlich festgelegt wird, so wird sie entweder nicht
auf Irland angewandt werden, oder wenn man sie anwendet, dann habe ich
volles Vertrauen in das Ergebnis.
England wird nicht die "660000 Mann im militärischen Alter in
Irland" bekommen, "die man noch anzapfen kann."
Ich und meine Freunde in Irland und Amerika haben den Zapfen abgedreht.
Der Zapfen ist nicht in den Händen Mr. Redmond´s oder denen
der englischen Regierung. Die Aufgabe der irischen Freiwilligen ist, ihr
eigenes Land zu verteidigen, nicht ein anderes anzugreifen.
Wenn man die Aushebung auf Irland anwenden will, wird es eine Erwiderung
darauf geben, und anstatt Rekruten für die britische Armee in Flandern
zu bekommen, wird England seine Garnisonen in Irland bedeutend zu vermehren
haben.
Wir haben in diesem Kriege bereits 200000 Iren den Reihen der britischen
Armee ferngehalten.
Diese Männer sind zu Hause, in ihrem eigenen Lande, entschlössen,
dort zu bleiben, und kein "Act of Parliment" wird sie in englische
Soldaten verwandeln, damit sie ein befreundetes Land und ein befreundetes
Volk angreifen, das sich niemals an Irland versündigt hat. Diese
meine Handlungsweise ist in England als Verrat bezeichnet worden. In Irland
haben die Männer einen andern Namen dafür.
Um meine eigenen Landsleute davon abzuhalten, an einem großen Verbrechen
teilzunehmen, würde ich nicht vor hundert Handlungen solchen "Hochverrates"
zurückschrecken noch den Folgen jemals aus dem Wege gehen.
Wenn der Rauch und Staub dieses großen Kampfes weggeblasen ist durch
den Atem gütiger Menschen, die gewillt sind, nicht länger zu
hassen und zu morden, wird man sehen, daß Irland, unbewaffnet und
schwach, eine edlere Rolle in diesen größten Entscheidungen
gespielt hat, dem die Menschheit je gegenüber stand, als das mächtige
Spiel seines großen imperialistischen Partners.
Der eine trat auf, mit Frieden auf seinen Lippen und Neid in seinem Herzen,
um ein benachbartes Land zu berauben und zu zerreißen - der andere
hielt sich fern.
Der eine trat auf mit gedungenen Banden, mit geborgtem Gold und geborgten
Männern, um ein Volk anzugreifen, das ihm niemals Unrecht getan hatte
- der andere hielt sich fern.
Es kann sein, daß die Geschichte die Taten des einen aufzählt
und über das Fernbleiben des andern schweigt. Sprechen ist Silber
- Schweigen hier in der Tat Gold. Die Schlachten zu Lande und Wasser,
die mächtigen Verbrechen, die Menschen an Menschen verüben und
die sie "Ruhm" mißnennen - laßt alle anderen daran
teilhaben.
Irlands Anteil, das hoffe und glaube ich, wird der sein, daß es
seine Söhne in Frieden zu Hause hält - und jeder, der auf irgend
eine Weise dazu beitrug, dies zu tun, hat ein edler Ding getan, als wer
dabei half, eine Million Gräber zu füllen. |